

Fliessende Verbindungen
«
Den neuen Mietern am Mötteliweg soll es an nichts fehlen.»
Das war für die Genossenschaft der Baufreunde schon klar,
als sie beschloss, die Siedlung am Mötteliweg in Zürich-Affoltern
aus dem Jahr 1952 durch einen Neubau zu ersetzen. Eigentlich
hatte der Vorstand zwar im Sinn gehabt, die 58 Wohnungen und
22 Reihenhäuschen umfassend zu sanieren – so wie er es 1998
mit der Reihenhaussiedlung Holzmatt 1 und 2 gleich auf der an-
deren Strassenseite gemacht hatte. Allerdings machten veränder-
te Rahmenbedingungen wie Ausnützungsziffer, Wohnungsgrös-
sen, etc. und der bauliche Zustand einen Ersatzneubau nötig. Die
Architekten des Büros Kyncl Schaller, das sich im internen Studi-
enauftrag durchsetzte, bezeichnen jenen nicht ganz zu Unrecht
als «atmosphärisch»: Geschosshohe Verglasungen, Balkonbrüs-
tungen aus Glas und in den Baukörper eingeschnittene Terrassen-
flächen sorgen für Transparenz und viel Licht. Ausserdem sollte
kein Zimmer kleiner als 16 Quadratmeter sein, und die Ausstat-
tung technisch und ökologisch «State of the Art». 2003 wurde mit
der Planung begonnen. Die grosse Vorlaufzeit bot den Mietern die
Möglichkeit, in einer anderen Wohnung der Genossenschaft
unterzukommen. Mit dem Bau wurde im Oktober 2009 begon-
nen. Im Winter 2011 konnten die Wohnungen bezogen werden.
Siedlung im Grünen
Das Areal liegt am Rande von Neu-Affoltern, grenzt direkt an das
Naherholungsgebiet Hürstwald und bietet so eine hohe Wohnqua-
lität. Fussgänger erreichen die Gebäude über den Mötteliweg, den
Namensgeber der Siedlung (benannt nach Rudolf Mötteli von
Rappenstein, letzter Bewohner der Burg Alt-Regensberg). Von der
Binzmühlestrasse her führt er in den zentralen Hof mit altem
Baumbestand und in alle weiteren Teile der Anlage. Über den frei
geschwungenen Weg, der durch parkähnlich angelegte Aussen-
bereiche mit Rasenflächen, Sitzbänken, teilweise hohen Bäumen
«atmosphärisch»
Geschosshohe Verglasungen,
Balkonbrüstungen aus Glas und in
den Baukörper eingeschnittene
Terrassenflächen sorgen für
Transparenz und viel Licht.
und Spielflächen für Kinder führt, erreicht man jeden einzelnen
Haus- beziehungsweise Wohnungseingang. Es ist ein offener, le-
bendiger und vor allem grüner Aussenbereich mit hoher Aufent-
haltsqualität für Bewohner und Gäste entstanden.
Im Fokus: Klarheit und Grosszügigkeit
Die einzelnen Gebäude erscheinen äusserlich stark gegliedert.
Sie wirken nicht wie fest gebaute, starre und nach aussen ab-
geschlossene Stadthäuser, sondern öffnen sich tendenziell zur
Landschaft hin, um eine Beziehung zu dieser zu schaffen. Die
horizontal durchlaufenden Geschossebenen lassen die einzel-
nen Häuser eher flach erscheinen. Auch das zurückgenommene
Attikageschoss vermittelt den Eindruck eines leicht aufgesetzten
Aufbaus. Es gliedert das Volumen des einzelnen Baukörpers und
betont damit die Horizontalität der gesamten Anlage. Eingeschnit-
tene Loggien brechen zudem die Baukörper auf.
Die Wohnungsgrundrisse orientieren sich am Konzept der Ge-
samtanlage. Die Wohn- und Aufenthaltsbereiche öffnen sich
grosszügig nach Süden und Westen. In den Baukörper einge-
schnittene Terrassenflächen, zum Teil geschosshohe Vergla-
sungen der angrenzenden Wohnzonen und gläserne Geländer
schaffen eine fliessende Verbindung des Wohnraumes zum Aus-
senraum und stärken den Gedanken der Übergänge zwischen In-
nen- und Landschaftsraum. Insbesondere die gläsernen Geländer
werten die Baukörper nicht nur ästhetisch auf, sondern schaffen
sanfte Übergänge und verleihen den Wohneinheiten Helligkeit
und gleichzeitig Intimität.
Die Zugangsbereiche mit Sanitärzonen sowie die Rückzugsbe-
reiche der Schlafräume sind im Wesentlichen nach Osten und
Norden hin ausgerichtet und schaffen eine klare, funktional an-
genehme Trennung innerhalb der einzelnen Wohnung. Klarheit
und architektonische Konzeption der Wohnungsgrundrisse wer-
den durch die Wahl der Materialien im Innenausbau unterstützt.
Die bewusst eingesetzte Reduktion von Materialität und Farbigkeit
schafft den Eindruck von Grosszügigkeit und Weiträumigkeit in-
nerhalb der einzelnen Wohngeschosse und der gesamten Anlage.
© Kyncl Schaller Architekten, Zürich
Gläserne Elemente ermöglichen das Zusammenspiel von Innen-
und Aussenräumen in der Siedlung am Mötteliweg, Zürich
17
16
tec
architecture
I art I technology I eco
ar
t
ec
architecture I
art
I technology I eco
ar
I eco
t
ec
architecture I
art
I technology I eco
ar